Zipline – Wir fliegen durch den Wald [New Zealand 1.10]

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Nach unserer Hobbit-Tour geht unser Tages-Programm auch gleich weiter. Mit Voucher ausgestattet ging’s zu den Rotorua Canopy Tours. Das ist ein Spaziergang durch den Wald, von dem große Teile per Zipline zurückgelegt werden. Was eine Zipline ist? Denkt mal an eine Seilrutsche auf einem Spielplatz. Dieser Plastikteller, auf dem man sitzt und sich von einer leichten Erhöhung runterrutschen lässt. Und jetzt denkt euch einfach die Teller-Konstruktion weg und stattdessen euch selbst mit Klettergeschirr an dem Rollensystem hängend.

Mit Helm und Klettergurt

Canopy und Ziplines gibt es viele, unsere legt sehr viel Wert auf den Schutz der Natur. Ein Teil der Einnahmen fließt in den Erhalt des großen Gelände mit uralten Bäumen und zur Rettung der Kiwi-Vögel.
Bevor es aber losgeht, werden wir erstmal mit Helm und Klettergurt ausgestattet. Unsere kleine Gruppe hat 2 Guides, die helfen uns freundlich in den Gurt, sichern alles und erklären uns, was wir beachten müssen. Anschließend steigen wir in einen kleinen Bus und fahren in den Wald. Hier ist es wie im Urwald: dicht bewachsen, für die Sonnenstrahlen schwer zu durchbrechen, überall wo man hinschaut ist es grün.

Angeschnallt und angeleint
Urwald in Neuseeland

Unsere Guides erzählen uns ein wenig über den Silberfarn, die Nationalpflanze Neuseelands. Er wächst fast überall, auch hier im Urwald findet man ihn zuhauf. Er ist viel größer als die Farnsträucher, die man in Deutschland findet. Er wächst gar zu großen Farm-Palmen heran. Und tatsächlich ist er silbern. Die Oberseite hat ein sattes Grün, die Unterseite ist silbrig.

Grüner Silberfarn

Flug durch den Wald

Nach einer kleinen Hängebrücke und einem weiteren kurzen Weg durch den Wald geht es dann auch sofort los: mit dem Rollensystem werden wir (nacheinander) ans Stahlseil eingehakt und ab geht die Fahrt. Man setzt sich einfach in den Klettergurt und rutscht los, mehr muss man nicht machen. Ich fliege die 70m-Strecke durch den Wald. Wow. Ein tolles Gefühl. Links und rechts rauscht der Wald an einem vorbei, unter einem ist alles grün vor lauter Farn, oben blauer Himmel und Sonnenschein.

Abflug

Es folgt eine weitere Hängebrücke, dieses Mal ist sie ganz schön lang: 50 Meter gilt es zu überqueren, danach weitere Ziplines.

Über die Hängebrücke durch den Wald

Unsere Guides teilten sich an jeder Zipline auf: einer fuhr vor, der andere blieb bis zum Schluss. So konnte die Sicherheit im höchsten Maße gewährt werden: Der Start-Guide hakte uns ein und überprüfte dabei, ob auch kein Seil falsch hing und unser Klettergurt richtig saß. Der Guide am Ende nahm uns in Empfang und achtete auf die Geschwindigkeit. Wenn jemand zu schnell war, fuhr er eine Brems-Vorrichtung aus, damit man keine Vollbremsung in Form von „Ungebremst in den Baumstamm“ machte. Wenn jemand zu langsam war und das Ende der Zipline nicht erreichte, fuhr er ein Seil aus, an dem man sich auf die Plattform ziehen konnte.

Flug durch/über den Wald

Und auch sonst waren die Guides sehr hilfsbereit. Jemand fror, da es trotz Sonne im Schatten etwas frischer war als gedacht, da gab das Guide-Mädel ihre Jacke ab. Sie gab auch einen Schluck Wasser aus ihrer Flasche ab, als jemand durstig war. Und als jemandem der Fotoapparat-Deckel nach unten in den Wald gefallen war, ging einer der beiden Guides los, um diesen zu finden.

Stahlseile im Wald

Touristenattraktion für den Naturschutz

Insgesamt gibt es auf der Runde 6 Ziplines, die längste ist 220m lang, die höchste Plattform befindet sich in 22m Höhe. Die Plattformen sind an Bäumen angebracht. Es sind Rimu-Bäume, manche davon sind über 1000 Jahre alt. Um sie nicht zu verletzen, indem man mit Stahlseilen die Rinde abreibt, wurden die Seile mit weiche Holzklötzen um den Stamm gespannt.

Uralter Baum, mit schonenden Holzklötzen für die Seilführung

Als die Zipline-Tour gebaut wurde, brauchte man auch hierfür ein System. Denn das ganze von unten aufzubauen oder gleich Kräne in den Wald zu stellen kam nicht in Frage. Der Wald sollte nicht berührt, die Tiere nicht verjagt werden. Unsere Guides erklären uns, wie dies von statten ging:
Zunächst nutzte ein Baumpfleger eine große Steinschleuder, um eine dünne Schnur hoch in den Baum und auf der anderen Seite wieder herunter zu schießen. Wenn dies getan war, wurde ein Kletterseil an die Schnur geknotet, daran über den Baum gezogen und oben festgeknotet. Sobald ein sicherer Kletterpunkt im Baum entstanden war, konnten die Bauarbeiter am Seil hochklettern, Holz nach oben ziehen und per Hand an den Baum anpassen. Sobald eine Plattform Form annahm, wurde eine Art Pistole („spud gun“) genutzt, um die Stahlseile durch den Wald zu schießen und so an ihren Platz zu bringen. Fast alle Materialien wurden zu Fuß und per Hand in den Wald getragen, für die Plattformen weit drin im Wald wurden Holz und Seile per Helikopter angeliefert.

Riesiger, alter Baum

Ein Teil der Eintrittsgelder wird für den Erhalt des Waldes ausgegeben. Dazu gehört nicht nur die Wartung der Plattformen und Seile ohne Wald-Zerstörung, sondern auch der Tierschutz. Shane, einer der Guides, der schon lange dabei ist, sagte uns, dass wir einmal lauschen sollen. Stille. Rauschen des Waldes durch Wind. Vereinzelt zwitschert ein Vogel. Ich nehme an, dass das super ist, weil man hier so außerhalb sämtlicher Zivilisation und in (fast) purer Natur ist. Aber falsch gedacht. Denn so soll es gar nicht klingen. Vor vielen Jahren war hier im Wald noch ein Riesen-Lärm, dieser ist nun verschwunden. Der Lärm kam von zahlreichen Vögeln. Viele Arten lebten hier, unter anderem auch der (nicht so laute) Kiwi, der auf dem Boden herum schlich. Doch nachdem Ratten und vor allem Possums in das Land eingeführt wurden und sich rasend schnell vermehrten, war es aus mit dem Lärm. Die einheimischen Vögel wurden von ihren neuen Feinden überrascht und gefressen. Vor allem der Kiwi konnte nur schwer fliehen, kann er doch nicht fliegen. Von der Possum-Plage wurde er fast ausgerottet.
Doch die Vögel sollen wieder den Wald bevölkern. Deshalb werden Possum-Fallen gekauft und im Wald verteilt, damit auch der Kiwi wieder unbeschadet in seinem Wald leben kann.

Infotafel über Vögel
Blick nach oben

Nach etwa 2/3 der Strecke durch den Wald folgt ein weiterer Abschnitt zu Fuß. Hier lernen wir zum Beispiel, dass die Blätter/Nadeln der Rimu-Bäume bei den männlichen Bäumen sehr weich sind, bei den weiblichen Bäumen aber sehr stachelig. Während wir gehen, federt der Waldboden unsere Schritte ab. Nachdem wir so begeistert davon sind, dass wir das sogar filmen, erklärt uns Shane, dass der Waldboden hier so wunderbar locker ist, dass er eben so federt.

Wir kommen noch ein paar Mal an Infotafeln vorbei und lernen über Neuseelands Flora und Fauna und wie man diese schützen kann. Am Ende gibt es ein paar witzige Abschlussfotos auf einer Brücke und von unserer Gruppe. Dann werden wir mit dem Bus zurück zum Canopy Tours Headquarter gebracht und legen Helm und Klettergurt ab. Schade, dass es schon vorbei ist. Ich wär gern auch noch eine Runde durch den Wald geflogen. Das hat echt Spaß gemacht. Und während des Spaßes haben wir auch noch etwas Gutes für die Umwelt getan, das ist doch klasse.

Ein Seil im uralten Wald

0 Replies to “Zipline – Wir fliegen durch den Wald [New Zealand 1.10]”

  1. Schöner Beitrag und eine gute Idee, wie ich die restlichen Tage auf der Nordinsel füllen kann. Allerdings gar nicht mal so günstig ? Lohnt es sich für den Preis?

    1. Also ich fand, dass es sich gelohnt hat. Gerade weil man dabei auch was für die Umwelt tut. Aber das ist natürlich Ansichtssache. Es gibt auch noch andere Anbieter, einfach mal goolen. Beim Vergleich auf Anzahl und Länge der Ziplines achten 🙂

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