Spontan nach Neuseeland – meine erste Reise außerhalb Europas [Neuseeland 1.1]

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Dezember 2001. Im Kino läuft Der Herr der Ringe und die Welt ist verliebt. In Legolas. Ich eher in Neuseeland. Das „schönste Ende der Welt“. Weiter weg geht’s nicht von Deutschland aus. Ich will unbedingt dort hin. Als Schülerin hat man aber leider nicht gerade ein gefülltes Konto und meine Eltern sehen es nicht ein, für einen Flug fast 2000€ auszugeben. Also sammle und lese ich im Laufe der Jahre zig Zeitschriften und Bücher und sehe Dokumentationen und Filme über Neuseeland, habe Kalender mit Fotos an der Wand. Und schaffe es immer noch nicht da hin.

Irgendwann lerne ich meinen Freund kennen, Alex. Damals ist er aber noch nicht mein Freund. Ihm ist Neuseeland eher egal, er findet Japan super. Eine Bekannte von ihm, Katharina, studiert in Japan und lädt ihn 2012 ein, sie besuchen zu kommen. Er erzählt mir, dass er diese Gelegenheit im Januar 2013 wahrnehmen und „wenn man schonmal so weit weg ist“ mit ihr auch noch nach Australien und Neuseeland fahren wird. Neuseeland!!! Das ist doch mein Land! Ich frage ihn, ob ich mitkommen darf. Er sagt, dass er ja eingeladen wurde, da kann er ja nicht noch jemanden mit-einladen. Verständlich. Ob ich wenigstens mit nach Australien und Neuseeland kommen kann? Oder wenigstens nach Neuseeland? Nur nach Neuseeland? Bitte bitte? Seine Antwort bleibt die gleiche. Ich bringe ihn schließlich zum Flughafen und lasse ihn nach Japan fliegen. Und Australien. Und Neuseeland. Ohne mich.

Eine SMS in der Nacht

Ein paar Tage später. In Japan ist es Mittagszeit, in Deutschland ist es 2:45 Uhr in der Nacht. Eine SMS weckt mich auf. Von Alex. Ob ich nicht doch mit nach Neuseeland kommen möchte. Ich bin hellwach. Natürlich will ich mitkommen! Ich brauche einen Flug! Ich hab gar keinen Reisepass! Warum sind so Flüge denn so teuer? Ich auch hab gar keinen großen Koffer! Wird mein Chef mir Urlaub geben? Was muss ich denn alles mitnehmen?
Gut, dass ich mir einen neuen Super-Computer kaufen wollte und daher Geld angespart hatte. Ich versuche erstmal wieder zu schlafen. Jetzt in der Nacht kann man ja doch nichts machen.

Am nächsten Morgen rufe ich erstmal meine Eltern an. Ich erwarte vollstes Unverständnis und „Mach doch was Vernünftiges“ und „Du wolltest dir doch einen Computer kaufen“, aber seltsamerweise sagten sie, dass ich das doch machen solle.

Das war am Sonntag. Am 27. Januar. Am 8. Februar müsste ich schon losfliegen, um am gleichen Tag wie Alex und Katharina in Auckland anzukommen.

Obwohl Sonntag ist, suche mir trotzdem schon passende Flüge raus: der Rückflug so, dass ich mit Alex zurück fliegen kann, mit einem Dubai-Zwischenstopp. Katharinas Freund würde am Ende der Reise nachkommen und die beiden noch ein Weilchen ohne uns in Neuseeland bleiben. Der Hinflug so, dass ich in etwa zeitgleich mit Alex und Katharina in Auckland, der größten Stadt Neuseelands, ankomme. Vergleich der Preise, was kostets bei der Airline, wieviel im Reisebüro?
Ich informiere mich darüber, wie man möglichst schnell an einen Reisepass kommen kann und ob man für das Land irgendwelche Impfungen benötigt.

Die Reise steht auf der Kippe

Schließlich ist Montag. Nach einem Wochenende voller Vorfreude und Planungen gehe ich zur Arbeit, um meinen Urlaub einzureichen. Natürlich kann ich meine Klappe nicht halten und erzähle fast allen von meinem Plan. Dadurch habe ich aber Unterstützung in Form von „Jetzt hat er gute Laune“ und „Warte, bis er Mittag gegessen hat“. Mein Kollege versichert mir, dass er zu dieser Zeit keine Berufsschule habe und kein Personalmangel herrschen würde. Ich gehe also schließlich zum Chef, erzähle ihm freudestrahlend, dass ich die Möglichkeit habe, nach Neuseeland zu reisen, ob ich da Urlaub bekommen kann. „Nein.“

*puff*

Da zerplatzt der Traum. Innerhalb einer Sekunde wird mit einem Wort meine übermäßig gute Laune zunichte gemacht. Diese Seifenblase … Samstag Nacht war sie ganz weit entfernt am Horizont aufgetaucht, war näher gekommen und größer geworden. Und jetzt, mit lautem *plopp* einen Millimeter vor meiner Nase einfach zerplatzt. So schnell kann’s gehen. Auch die Tatsache, dass ich fast meinen ganzen Urlaub vom letzten Jahr noch nicht nehmen konnte, lässt ihn nicht umstimmen. „Wir haben in der nächsten Zeit so viel zu tun.“ Innerlich stürzt bei mir ein Kartenhaus zusammen. Äußerlich … muss man das wohl auch bemerkt haben, am Ende bekomme ich meinen Urlaub doch. Ein riesiger Stein fällt mir vom Herzen.

Und dann beginnt die Arbeit, für die ich sogar den Dienstag frei bekommen habe:

  • Zunächst brauche ich einen Flug. Ich mache einen Termin im Reisebüro, noch für den Montag nach Feierabend. Doch auf heißen Kohlen sitzend buche ich dann doch schon nach Urlaubs-Bestätigung telefonisch direkt bei der Airline.
  • Ich muss zum Bürgerbüro gehen, denn ich habe keinen Reisepass. Damit dieser rechtzeitig fertig wird, beantrage ich ihn beim Bürgerbüro im Express-Verfahren. Dann braucht er nur 3-4 Tage, normalerweise braucht er 2-3 Wochen. Das ist zwar teurer, muss ja aber so sein.
  • Ein internationaler Führerschein. Diesen frage ich auch beim Bürgerbüro an, er brauche aber 2 Wochen. Das ist zu lang. Ich solle mal bei der Frankfurter Führerscheinstelle anrufen, damit die sich mit der Führerscheinstelle in Lüdenscheid (wo der Führerschein ausgestellt wurde) absprechen. Die könnten Karteieinträge herumfaxen und vielleicht, wenn ich Glück habe, könnte das dann auch früher fertig sein. Aber eher nicht. Na super. Ich rufe dort also an und frage einfach mal ganz dumm, wie lange denn so ein internationaler Führerschein braucht. „Ja, da kommen Sie hier hin und dann können Sie den auch eigentlich sofort mitnehmen.“ Ach. Joa, interessant. Also ans andere Ende der Stadt gefahren und den Führerschein abgeholt.
  • Neue Passfotos für Reisepass und Führerschein machen
  • Eine Impfung beim Arzt machen lassen
  • Auslandskrankenversicherung abschließen
  • Für die erste Nacht ein Hotel buchen
  • Bei der Bank eine Kreditkarte beantragen (die hatte ich bis dahin auch noch nicht)
  • Einen Fotoapparat kaufen (2 Stunden Saturn – und dann gibt’s den nur noch in rosa! Also doch bei amazon bestellt und das Nachfolgemodell für günstiger gekauft)
  • Einen großen Koffer vom Dachboden meiner Eltern (180km von mir) abholen.
  • Liste erstellen, was ich alles mitnehmen muss
To Do-Liste

Während der ganzen Jahre als Neuseeland-Fan hatte ich mir für meine Reise immer folgendes vorgenommen: sollte es jemals so weit sein, würde ich mir ALLE meine Bücher, Magazine, Kalender und Filme nochmal ansehen, alles rausschreiben was ich sehen möchte, diese Sachen auf einer Neuseeland-Karte markieren und dann irgendwie eine sinnvolle Route daraus basteln.
Was machte ich jetzt? Nichts von alledem. Ich war so sehr beschäftigt mit den ganzen Vorbereitungen, dass ich dazu überhaupt nicht kam.

Schließlich war ich also am Kofferpacken und hatte überhaupt gar nichts geplant. Lediglich ein Hotel für die erste Nacht. So startete ich in meine erste Reise nach Neuseeland. Die auch meine erste Reise außerhalb Europas wurde.

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