In der Glühwürmchenhöhle [Neuseeland 1.7]

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Nach dem Frühstück fuhren wir zur Black Water Rafting Company. Die bietet an, wofür das winzige Örtchen Waitomo so berühmt ist: Touren durch eine Höhle, in der Pilzmückenlarven von der Decke hängen. Hört sich erstmal eher eklig an, ist aber wunderschön.

Doch von vorne: Durch die Höhle fließt Wasser und sie ist sehr niedrig, aufrecht gehen kann man dort nicht. Also bekam unsere Gruppe, der wir zugeteilt worden waren, erstmal Neopren-Anzüge verpasst. Diese Dinger werden ja auch nie trocken, sie waren noch kalt und nass-klamm vom Vortag, in den Schuhen war noch Wasser. Ein ekliges Gefühl beim Anziehen. Schnell ein schönes Gruppenfoto mit Dreizack und Paddel gemacht und auf in einen Kleinbus. Damit fuhren wir ein Stück den Berg hoch, wo wir uns einen passenden Schwimmreifen aussuchten. Wie man das überprüft? Indem man den Hintern rausstreckt, den Reifen drüber steckt und guckt, ob er passt. Passt? Weiter geht’s.

Reifentest

Nasse Trocken-Übungen

Es gab eine kleine Einweisung, wie man mit so Reifen ins Wasser springt. Und das testeten wir an einem Bach. Es gab einen Steg, von dem wir rückwärts, mit Po und Reifen voran, ins Wasser springen. Das Wasser ist arschkalt und was wir nicht merkten: eine unserer beiden Guide-Mädels machte Fotos. Die durften wir uns nach unserer Tour auf einem Fernseher ansehen. Zuerst kam Alex‘ Foto und ich habe ihn sehr laut ausgelacht, weil er so doof guckte. Katharinas Foto ist gut, denn sie guckt nach unten und man erkennt gar nichts. Und dann kam mein Foto. Hätte ich Alex mal besser nicht ausgelacht, denn wie ist das nochmal mit dem Karma? Mein Foto ist das schlimmste! Ich lag vor Lachen fast auf dem Boden und werde euch dieses wunderschöne Foto auch nicht vorenthalten 😉

Sprung-Test

Nach diesen ganzen „Trocken“-Übungen beschloss ich, meine Brille, die ich damals noch trug, nicht mit in die Höhle zu nehmen, damit ich sie nicht verliere. Sondern sie stattdessen sicherheitshalber im Bus zu lassen. Im Nachhinein eine blöde Idee, denn es gab eigentlich keine große Gefahr, die Brille in der Höhle zu verlieren. Außerdem sah ich die Glühwürmchen nur leicht verschwommen. Aber hinterher ist man immer schlauer.

Im Gänsemarsch mit Reifen in der Hand ging es durch den Wald bis zu einer ganz unscheinbaren Höhle, versteckt zwischen ein paar Felsen. Wir kletterten durch die Steine in die Höhle ins Dunkle. Wir aktivierten unsere Stirnlampen, um uns zurecht zu finden, dann stiegen wir ins Wasser. Jeder setzte sich auf seinen Schwimmreifen und klemmte sich die ausgestreckten Füße vom Vordermann unter die Arme. Wir ließen uns treiben, die beiden Guides zogen bzw. schoben von vorne und hinten noch ein bisschen mit, so schipperten wir gemütlich durch die Dunkelheit.

In der Höhle mit Tausenden Glühwürmchen

Irgendwann hieß es: „Macht mal die Lampen aus.“ Gesagt, getan. Und über uns hingen abertausende von blau leuchtenden Fäden, die die Höhle schimmern ließen. Und wir paddelten unter ihnen hinweg. Der Wahnsinn. Da wir keine Kameras mitnehmen konnten (wie auch?) und Fotos hier auch eher schwer wären, konnten wir keine Bilder machen. Aber guckt euch mal die Fotos auf der Seite von Fotograf Shaun Jeffers an, dann bekommt ihr vielleicht eine Vorstellung, wie einzigartig es in dieser Höhle aussieht. Stellt euch das mal vor: eine kleine, dunkle Höhle, Stille, man hört nur ein wenig plätscherndes Wasser, die Decke hängt voll von diesen blau leuchtenden Fäden und darunter ihr, in einem Schwimmreifen vor euch hin paddelnd. Wow. Ich könnte direkt nochmal dort hinfahren.

Diese Pilzmückenlarven in der Höhle lassen nämlich klebrige Fäden von der Decke hängen, um damit Fliegen zu fangen. Um die Fliegen anzulocken, leuchten sie mit ihren Hintern die Fäden an. Sie sind also sehr ähnlich zu unseren Glühwürmchen.

Ein Sprung in die Dunkelheit

An zwei Stellen der Höhle gab es einen kleinen Absatz, sodass man nicht durchgängig paddeln konnte. Der eine Absatz war etwa 2m hoch, der andere Absatz etwa einen halben Meter. Hier kam unsere Übung vom Bach zum Einsatz. Den Po in den Reifen und Arsch-voraus ins Wasser springen. Pipifax. Aber was man draußen nicht üben konnte: in der Höhle war es dunkel, nur mit den Stirnleuchten konnte man sehen, wo man hinsprang. Und sehen, was da unterm Wasser ist, konnte man nicht. Einer nach dem anderen sprang – nur ich traute mich nicht. Ein Sprung ins Ungewisse. Dabei war das Ungewisse doch so nah und alle sprangen. Ist doch gar nicht mehr so ungewiss. Naja, das interessierte meinen Kopf aber nicht, weshalb ich dann – bisschen peinlich – nebendran die Steine runter klettern durfte und unten weiter paddeln.

Dschungelcamp-Feeling in der Höhle

Zwischendurch gab’s noch einen Snack, ein lebendiges Tier. Anleitung: sobald unser Guide es uns in die Hand drückte, sollten wir es 2-3 Mal gegen unseren Helm schlagen und dann sofort den Kopf abbeißen. Okaaayyy… bisschen Dschungelcamp-Feeling hier oder was? Aber ich wollte ja nicht schon wieder feige sein. Ich bekam mein Tier und schlug es gegen den den Helm. Es war recht hart und die Schläge hallten in der Höhle wider. Ich biss dem Tier den Kopf ab – und stellte fest, dass es sich um einen Chocolate Fish, einen Gelee-Fisch mit Schokoladenguss handelte. Puuh! Gott sei Dank.

Nachdem wir mehrere Höhlen mit unseren Reifen durchschippert hatten, an einer Stelle sogar unter einem Felsen drunter her tauchen mussten, kamen wir schließlich am Ausgang der Höhle an. Das war ein tolles Erlebnis, welches ich nur jedem empfehlen kann. Wer lieber mehr Action hat, für den gibt es auch andere Glühwürmchen-Touren, die mehr springen und schnellere Gewässer beinhalten.

Höhlen-Ausgang

Wir kletterten jedenfalls aus der Höhle raus, brachten unsere Reifen weg und wurden zurück zum Startpunkt gefahren. Dort konnten wir duschen und uns umziehen. Heute regnete es (was wir in der Höhle ja nicht mitbekommen hatten), dementsprechend kalt war es, denn die Duschen waren zwar drinnen, aber nicht beheizt und es gab keine Tür zu den Duschräumen. Ähnlich wie bei Freibad-Duschen. Doch da hatte der Veranstalter vorgesorgt, denn es gab warme Suppe und Bagels für die Überlebenden.

Survivor-Futter

Anschließend fuhren wir zu dem Restaurant, in dem wir am Vorabend eigentlich schon essen wollten. Zum Big Apple Café. Hier aßen wir dann nochmal richtig und beobachteten verschiedene Vögel, die an den Nachbartischen die Reste stahlen.

The Big Apple Cafe
Essen bei schöner Aussicht
Diebische Vögel

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